Wasserstoffantrieb für Schiffe: Technisch möglich, aber zu teuer

MS Salzburg von der Wolfgangsee Schifffahrt
Die MS Salzburg von der Wolfgangsee Schifffahrt war das Musterschiff, für das das Umrüstkonzept auf Wasserstoff erstellt wurde © Salzburg AG
Die Rolle unterschiedlicher Antriebstechnologien und deren Effizienz im Personenverkehr
Die Rolle unterschiedlicher Antriebstechnologien und deren Effizienz im Personenverkehr © BMK/Mobilitätsmasterplan 2021
Portrait ÖSWAG-Projektmanager Florian Sandner
ÖSWAG-Projektmanager Florian Sandner © ÖSWAG

19.12.2023

Das Projekt „HyShip“ prüft die Machbarkeit von Wasserstoffantrieben für die Binnenschifffahrt. Das kooperative Forschungsprojekt im Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria wird vom Land Oberösterreich gefördert. Die ersten Ergebnisse zeigen: Nicht alles, was technologisch machbar ist, ist derzeit auch wirtschaftlich sinnvoll.

Die Auswirkungen großer Kreuzfahrtschiffe auf Mensch und Umwelt haben mittlerweile eine beachtliche mediale Aufmerksamkeit erreicht. Die vergleichsweise geringen Auswirkungen der österreichischen Binnenschifffahrt auf Flüssen und Seen blieb jedoch lange unbeachtet. Erst der Mobilitätsmasterplan 2021 der österreichischen Bundesregierung hat erstmals auch die Umstellung der Antriebe von Schiffen in einem Zeithorizont bis 2030 thematisiert. Das Kooperationsprojekt „HyShip“ im Automobil-Cluster beschäftigt sich nun mit der Thematik. Projektpartner sind die ÖSWAG Werft Linz GmbH, die AKKA Austria GmbH und die FH Oberösterreich Campus Wels.


Technisch machbar

Das Projektteam hat nun nachgewiesen, dass die technische Umrüstung vorhandener Schiffe unter bestimmten Bedingungen durchaus möglich ist. Die erforderlichen Antriebsleistungen können mit Brennstoffzellen erreicht werden. „Die Wasserstofftanks lassen sich so im Schiff verbauen, dass weder die Auftriebsverteilung noch die Wasserabschottung in Schiffen negativ beeinflusst werden. Auch alle weiteren schiffspezifischen Anforderungen etwa zum Brandschutz lassen sich lösen“, erklärt Florian Sandner von der ÖSWAG.


Noch nicht wirtschaftlich

Anhand des Musterschiffes MS Salzburg von der WolfgangseeSchifffahrt wurde auch eine wirtschaftliche Musterkalkulation durchgeführt. Diese offenbarte die derzeit noch größten Nachteile von Wasserstoffantrieben, sagt Sandner: „Die Kosten liegen noch beim Drei- bis Vierfachen eines vergleichbaren Dieselantriebs, Kosten für die Infrastruktur wie Tankstellen noch gar nicht mitgerechnet.“ In Summe wäre die Umrüstung auf Elektroantrieb inklusive der landseitigen Infrastruktur günstiger als der Wasserstoffantrieb. Allerdings räumt Sandner ein: „Der Preistreiber bei der Umrüstung auf E-Antrieb sind die Batteriekapazitäten, die für den gegebenen Fahrzyklus erforderlich sind. Man könnte hier jedoch noch prüfen, ob eine Zwischenladung der Batterien an den Liegestellen möglich ist, damit die Batteriekapazität optimiert und Kosten eingespart werden können. Dies ist in unserer Kostenaufstellung noch nicht berücksichtigt.“


HyShip ‒ Projektpartner:

ÖSWAG
Die ÖSWAG Werft Linz GmbH wurde 1840 gegründet und hat bisher mehr als 1.500 Schiffe verschiedenster Art gebaut. Die ÖSWAG bietet technisches Service, Instandsetzung, Reparaturen, Neubauten, Umbauten sowie Neumotorisierungen von Binnenschiffen an der Donau und an zentraleuropäischen Seen an. Die ÖSWAG Werft hat mehr als 140 Mitarbeiter. Für die ÖSWAG bedeutet dieses Projekt den Einstieg in eine neue Technologie und eine Erweiterung des Produktportfolios. Durch die Erfahrungen aus dem Projekt soll ein kompetenter Ansprechpartner für die Wasserstoff-Antriebstechnik im Schiffsbau in Oberösterreich etabliert werden.
www.oeswag-werft.at 


AKKA
Die AKKA Austria GmbH hat ihren Sitz in Leonding bzw. in Graz. AKKA Österreich bietet Ingenieur- und Beratungsdienstleistungen im Mobilitätssektor an und unterstützt bekannte Hersteller und Lieferanten auf den Gebieten Innovation, Produktentwicklung und Betriebsunterstützung. AKKA wurde 1984 gegründet und hat weltweit 21.000 Mitarbeiter. AKKA arbeitet aktiv am Wandel des Mobilitätssektors zu emissionsfreien Technologien und Antrieben wie Batterieelektrischen-, Brennstoffzellen- und Wasserstoffantrieben mit.
www.akka-technologies.com/oesterreich/ 


FH OÖ Campus Wels
Die FH OÖ bietet 70 Studiengänge in verschiedensten Themenbereichen an und hat insgesamt knapp 6.000 Studierende. Mehr als 440 Forscher arbeiten aktuell an mehr als 540 F&E-Projekten und machen die FH OÖ mit einem Umsatz von 21 Mio. Euro zur forschungsstärksten Fachhochschule Österreichs. Der Studiengang „Angewandte Energietechnik“ am Campus Wels ist in den Themen Stromnetz, Wärmeversorgung, Industrielle Prozesse, Gebäude, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz aktiv. In diversen Projekten hat sich die FH mit Wasserstoffantrieben beschäftig. Beispielsweise wurde ein Prototyp für ein Lastenrad mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb entwickelt.
www.fh-ooe.at/campus-wels/ 


Business Upper Austria, Automobil-Cluster
Der Automobil-Cluster ist ein branchenübergreifendes Netzwerk des Automotive-Sektors. Er initiiert, fördert und koordiniert die erfolgreiche Zusammenarbeit von Unternehmen. Als Schnittstelle zwischen Partnerunternehmen, Forschungseinrichtungen und Entscheidungsträgern setzt er sich zudem für eine bessere internationale Sichtbarkeit des Automobilstandortes Österreich ein.
www.automobil-cluster.at 

 

Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.

Logo upperVISION2030


Mag. Gerald Warter - Projektmanager im Automobil-Cluster

Mag. Gerald Warter

Projektmanager
Mobil: +43 664 848 1315